Zschäpe lässt ihre "Emotionen" durch ihren Anwalt erklären - Verstellen und Manipulation hat sie 13 Jahre während des Untertauchens gelernt und setzt sie im Prozess fort.

Presseerklärung der Nebenklagevertreter Rechtsanwalt Sebastian Scharmer und Rechtsanwalt Dr. Stolle vom 10.01.2017

Zschäpe lässt ihre "Emotionen" durch ihren Anwalt erklären - Verstellen und Manipulation hat sie 13 Jahre während des Untertauchens gelernt und setzt sie im Prozess fort.

 

Der Senat wollte heute den Sachverständigen Prof. Dr. Saß sein Gutachten zur Frage der Schuldfähigkeit und Gefährlichkeit von Zschäpe erstatten lassen. Dazu kam es zunächst nicht, weil die "Altverteidiger" Sturm, Stahl und Heer verschiedene Anträge stellten. Insbesondere sollte der Sachverständige angewiesen werden, die Kommunikation bzw. Verweigerung selbiger zwischen Zschäpe und ihnen, nicht für sein Gutachten zu verwerten.

Dazu konträr verlas wenige Minuten später der neue Verteidiger von Zschäpe, Rechtsanwalt Grasel, eine Erklärung für Zschäpe, in der sie selbst gerade zur Vorbereitung der Begutachtung auf die Verteidigungssituation Bezug nahm. Sie hätte die ganze Zeit während des Prozesses ihre Emotionen verborgen, weil ihr die alten Verteidiger dazu geraten hätten. Die Presse hätte zudem, wie "einige Nebenklagevertreter" jede Gefühlsregung "bewusst oder unbewusst falsch dargestellt oder gedeutet". Keinem Zeugen - insbesondere den Verletzen der Anschläge und den Hinterbliebenen der Getöteten - hätte sie deshalb ihre Gefühle zeigen können. Welche Gefühle das gewesen sein sollen, blieb in der anwaltlich verfassten Erklärung allerdings vollkommen substanzlos. Es wird vielmehr dargestellt, dass Zschäpe selbst meint, dass sie sich das Verbergen und Unterdrücken von "Gefühlsregungen jeglicher Art" schon in den Jahren des Untertauchens angewöhnt hat - damit quasi im Prozess nur habe fortsetzen müssen. Ihr Bedauern und ihre "Distanzierung von der sogenannten rechten Szene" sei "absolut ernst gemeint". Von was sie sich jedoch inhaltlich tatsächlich distanzieren will, beschreibt sie genausowenig, wie ihr angebliches Bedauern. Wenn sie alle Fragen der Nebenklage nicht beantwortet, solle dies nicht als "Missachtung gegenüber den Opfern" verstanden werden, sie befürchte nur, dass es dann weitere Anschlussfragen gibt. Sie habe alles schon gesagt. Um andere Fragen sollten sich Untersuchungsausschüsse kümmern.

 

Rechtsanwalt Scharmer erklärt dazu:

"Die heutige Erklärung von Zschäpe über Rechtsanwalt Grasel ist ein rein taktischer Versuch, das Ergebnis der Begutachtung im letzten Moment noch zu ändern. Sinnvoll erscheint die Erklärung nicht. Zschäpe versucht sich damit selbst als Opfer von teilweise "bewussten" Falschdarstellungen der Nebenklage und Presse zu inszenieren - fehlt nur noch der Begriff der "Lügenpresse". Nichts von der Erklärung ist emotional unterfüttert. Der anwaltliche Schreibstil vermittelt floskelhafte Behauptungen von nicht näher dargestellten "Emotionen" und "Bedauern". Was Frau Zschäpe allerdings selbst mitteilt, ist, dass es ihr 13 Jahre beim Untertauchen und gleicher Maßen vor Gericht gelungen ist, sich zu verstellen, teilweise auch andere zu manipulieren. Warum sollte man ihr jetzt nicht weiter beschriebene "Emotionen" und ein "Bedauern" für Taten, die sie selbst leugnet, auch nur ansatzweise abnehmen? Dass sie keine einzige Frage von uns beantwortet und dem Gericht gegenüber nur langfristig von ihren neuen Anwälten vorbereitete Stellungnahmen präsentiert, zeigt auch, dass die Fassade brüchig ist: Zschäpe würde einer direkten Befragung und Konfrontation mit ihren zahlreichen Widersprüchen niemals Stand halten können."

 

Zurück