Nagelbombe in der Keupstrasse: Unmittelbar nach der Explosion beschrieben mehrere unabhängige Zeugen die Täter als „deutsche“ Fahrradfahrer – die Spur wurde nicht ernsthaft verfolgt, die Zeugen tendenziös und vorwurfsvoll befragt.

Presseerklärung des Nebenklagevertreters Rechtsanwalt Sebastian Scharmer vom 27.01.2015

 

Nagelbombe in der Keupstrasse: Unmittelbar nach der Explosion beschrieben mehrere unabhängige Zeugen die Täter als „deutsche“ Fahrradfahrer – die Spur wurde nicht ernsthaft verfolgt, die Zeugen tendenziös und vorwurfsvoll befragt.

 

Heute wurde die Vernehmung der Verletzten des Nagelbombenanschlags in der Kölner Keupstrasse fortgesetzt. Ruhig und in sachlichem Ton schilderten die Zeugen die Detonation und die blutüberströmten geschockten Verletzten, die die Explosion überraschend traf. Ein Mann rannte brennend auf der Straße, Nägel und Trümmerteile schleuderten durch die Luft. Einige Zeugen blieben - wie durch ein Wunder - unverletzt, andere überlebten nur knapp. Mehrere Zeugen schilderten gegenüber der Polizei, dass sie glaubten, dass Rassisten bzw. Neonazis einen solchen Anschlag verübt hätten. Die Polizei habe das nicht aufgenommen, vielmehr immer wieder die gleichen Fragen nach Schutzgeld, organisierter Kriminalität, PKK, etc. gestellt und dabei die Opfer selbst verdächtigt. Einige Verletzte hatten so starke Angst, in die Ermittlungen einbezogen zu werden, dass sie sich zunächst nicht ärztlich behandeln ließen, damit nicht bekannt wird, dass sie bei der Explosion vor Ort waren – mit Folgeschäden.

 

Eine Zeugin schilderte ferner, wie Sie den Mann mit der Fahrradbombe sah und er ihr schon vor der Explosion aufgefallen war. Er schob ein nagelneues Fahrrad. Die Speichen blinkten, auf dem Rücksitz befand sich eine große schwarze Box. Der Mann schob das Fahrrad auffällig langsam und vorsichtig. Er kam ihr merkwürdig vor. Deswegen prägte sie sich den Mann ein. Er sei so alt wie ihr eigener Sohn gewesen, schlank, Basecup, dunklere Augen. Als sie 2011 ein Foto von Uwe Böhnhardt im Fernsehen sah, habe das sofort heftige Reaktionen ausgelöst. Sie sei sich sicher gewesen, dass das der Mann mit dem Fahrrad war. Damals seien ihr Videosequenzen gezeigt worden, die allerdings hinsichtlich des Gesichts keine gute Qualität gehabt hätten. Trotzdem erklärte sie bereits wenige Tage nach dem Anschlag, dass das mit hoher Sicherheit der Täter gewesen sei. Einen türkischen oder kurdischen Täter schloss die Zeugin schon zum Zeitpunkt des Anschlags aus.

 

Die Zeugin hatte gute Erinnerungen an den Vorfall, konnte aber auch genau die Dinge benennen, die sie nicht mehr exakt wiedergegeben konnte. Die Aussage wirkte insgesamt sehr überzeugend und glaubhaft.

 

Ein weiterer Zeuge – beruflich Feuerwehrmann – war zufällig in der Nähe der Keupstraße mit seinem Motorrad unterwegs. Ihm raste ein Fahrradfahrer entgegen, sei ihm beinahe ins Motorrad gefahren. Der Mann sei „Deutscher“ gewesen, habe einen panischen Gesichtsausdruck gehabt. Das habe er auch bei der Polizei – noch am Abend der Explosion – erzählt. Nach seiner ersten kurzen Vernehmung geschah nichts mehr, es gab keine Wahllichtbildvorlagen, keine Videovorlagen, keine weitere Vernehmung – das bei einem der wichtigsten Tatzeugen. Bei seiner ersten Vernehmung musste er Stunden warten. Auf dem Gang saßen auch blutenden Verletzte. Alle beschwerten sich darüber, dass sie selbst wie Täter behandelt worden wären.

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