Der Werdegang des Uwe Mundlos.

Presseerklärung der Nebenklägervertreter Rechtsanwälte Sebastian Scharmer und Peer Stolle vom 12. März 2015

Heute berichtete ein alter Schulfreund von Uwe Mundlos aus dessen gemeinsamer Jugend und über die Entwicklung von Mundlos zum Neonazi. Vorher wurde ein weiterer Geschädigter des Nagelbombenanschlages in der Keupstraße vernommen.

Am Vormittag wurde ein Mitarbeiter des Friseurladens aus der Keupstraße, vor dem das Fahrrad mit der Nagelbombe abgestellt worden ist, vernommen. Er berichtete wie - als er gerade einer Kundin die Haare schnitt - es zu einer Riesenexplosion gekommen sei. Er habe versucht, die Frau zu schützen und habe sie nach hinten heraus gebracht. Als er zurückgekommen sei, war alles zerstört. Er habe dann versucht, seinen Freunden zu helfen. Er selber sei auch an verschiedenen Stellen am Körper verletzt gewesen. Er sei dann ins Krankenhaus gekommen. Aufgrund der Bombe habe er seinen Job im Friseurladen verloren; Unterstützung habe er von niemanden bekommen. Er sei auch in Therapie gewesen; noch heute habe er einen Ton im Ohr.

Danach wurde ein ehemaliger Schulfreund von Uwe Mundlos vernommen. Mundlos sei schon in der 5./6. Klasse gegen das SED-System gewesen. Seine antistaatliche Haltung habe er damals schon offen vertreten und sei negativ gegenüber Sowjetsoldaten eingestellt gewesen. 1987/88 sei Mundlos mit seiner Familie nach Winzerla verzogen, wo er einen anderen Freundeskreis kennen gelernt habe und dann in die rechte Szene auch gekommen sei. Er fing dann an, Geschichten über das Dritte Reich zu erzählen. Er habe sich dann auch szenetypisch gekleidet und rechte Musik gehört. Eine gewisse Kälte und Erbarmungslosigkeit habe man schon damals bei ihm gespürt. Als sie mal im KZ Buchenwald gewesen seien, habe er kein Mitleid zeigen können. Ein besonderes Talent habe er für Agitation gehabt; wenn er von etwas überzeugt gewesen sei, habe er so lange argumentiert, bis die anderen zugestimmt hätten. Während seiner Zeit bei der Bundeswehr habe sich Mundlos noch weiter radikalisiert. Auf seinem PC hätte Mundlos Computerspiele mit rechtem Gedankengut entwickelt. Paulchen Panther habe Mundlos schon damals gemocht, die Sprüche von ihm gehörten regelrecht zu seinem Sprachgebrauch. Als er Ausschnitte aus dem NSU-Bekennervideo gesehen hatte, habe er gedacht, das sind genau die Sprüche aus den Paulchen-Panther-Filmchen, die Uwe Mundlos damals gerne zitiert hätte.

So um 1990 herum habe Mundlos auch ein einfaches Computerspiel entwickelt, da konnte man Juden erschießen. Mundlos habe auch das Untertauchen der RAF-Mitglieder fasziniert und hatte sich mit der Rasterfahndung auseinandergesetzt. Man dürfe, so Mundlos, dann gar nichts mehr haben, keine Kreditkarten und so, sonst würden die einen finden.

Zschäpe habe er über Mundlos und dessen Clique in Winzerla kennen gelernt. Gesehen habe er sie wohl das erste Mal 1989/1990. Nach der Wendezeit sei die Clique und auch Mundlos immer rechter und radikaler und militanter geworden. Zschäpe sei sehr selbstbewusst gewesen. In der rechten Clique mit den Jungs habe sie sich durchgesetzt und sich nichts gefallen lassen. Mundlos und Zschäpe seien dann auch zusammen gekommen, das habe er aber nicht mehr so richtig erlebt.

Rechtsanwalt Stolle erklärt dazu:" Der Zeuge ist ein gutes Beispiel dafür, an was sich Zeugen erinnern können, wenn sie das wollen; im Gegensatz zu Zeugen, die wir hier oft hören mussten, die sich immer noch ideologisch und persönlich verbunden fühlen und hier nur widerwillig aussagen. Seine Aussage belegt, dass Mundlos schon sehr früh eine verfestigte rassistische und antisemitische Gesinnung hatte und er und Zschäpe zumindest aber der Wende einer Jugendclique angehörte, deren Mitglieder sich Anfang der 1990er Jahre immer weiter radikalisierte und militanter wurde."

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